Alle reden von Nischen.

„Du musst deine Nische finden,“ heißt es beispielsweise, oder: „Ohne Nische verdienst du nicht viel.“

Doch was genau hat es damit auf sich? Stimmt das eigentlich, und wenn ja, warum?

Und wie findest du als Virtuelle Assistenz deine eigene, ideale Nische? Brauchst du überhaupt eine?

Auf diese Fragen gehe ich hier genauer ein.

Warum es vorteilhaft ist, deine Nische(n) zu finden

Um gleich die größte Frage zu beantworten: meiner Meinung nach ist es durchaus hilfreich und sinnvoll, eine oder mehrere Nischen zu haben – aber es ist nicht absolut unbedingt notwendig.

Gehen wir es mal durch.

Generell gilt: Je spezialisierter du in einem Feld bist, in dem es nur wenige andere Experten gibt aber für das durchaus Nachfrage besteht (diese muss nicht einmal groß sein, solange sie besteht), desto mehr Geld kannst du für deinen Service verlangen. Das gilt in jedem Berufsfeld, ob du nun Arzt, Ingenieur, oder eben auch Virtuelle Assistenz bist. Denn dein Service ist dann gleichzeitig gefragt und Mangelware – und demnach einfach mehr wert.

Aber. Ich kenne so einige VA-Kolleginnen und Kollegen, die sagen, sie möchten sich gar nicht groß spezialisieren, weil es ihnen langweilig werden würde immer das gleiche zu machen. Und für den Anfang deiner VA-Karriere würde ich dir auf jeden Fall raten, deinen Service weit gefächert und offen zu halten.

Mein Rat ist deshalb immer: Probiere verschiedene Tätigkeiten aus, lerne sie so richtig kennen; in vielen Fällen gestaltet sich die Arbeit anders als du es dir vorgestellt hast. Ob du die Tätigkeiten tatsächlich gerne tust und dir das in Zukunft als Nische vorstellen kannst, weißt du erst wenn du es eine Weile gemacht hast.

Und nur weil du für dich eine oder mehrere Nischen festgelegt hast, heißt das ja nicht, dass du für immer darin fest steckst. Ich habe selbst mit keiner Spezialisierung angefangen, bin nach und nach eher auf die Artikelerstellung – also Texten – übergegangen, und habe mich jetzt nach vier Jahren auf Content Erstellung, Marketing und generell Management spezialisiert. Was aber nicht bedeutet, dass ich nicht noch andere Dinge für meine Kunden erledige. In meinem Mix an Tätigkeiten, die ich für Kunden erledige, sind auch heute beispielsweise noch Buchhaltung, Email-Management und Präsentations-Erstellung.

Meine Empfehlung ist daher immer für angehende VAs:

  1. Finde mindestens fünf Nischen, die du dir auch für die längerfristige Zukunft gut vorstellen kannst, und von denen du glaubst, dass sie dir Spaß machen werden.
  2. Suche vor allem Kunden für / in diesen fünf Nischen und fange mit diesen Tätigkeiten an.
  3. Lerne alles was du kannst in diesen fünf Nischen.
  4. Wenn du merkst, eine Nische ist nicht lukrativ, konzentriere dich auf die anderen.
  5. Im Gegenzug gilt, wenn eine oder zwei andere Nischen sich als super lukrativ herausstellen, konzentriere dich auf diese.
  6. Wenn sich herausstellt, dass dir keine dieser Nischen gefällt, gehe nach und nach auf andere Nischen über, und fange den Prozess von vorne an.

Wenn du so vorgehst, hältst du dich weiter offen für andere Möglichkeiten, während du bereits Erfahrung als VA sammelst, Experte in ein paar Nischen wirst, und heraus findest, was dir so richtig Spaß macht und worin du richtig gut bist. Falls notwendig, kannst du aber zu jeder Zeit nach adjustieren und eine neue Richtung einschlagen.

Jetzt bleibt aber eine Frage noch offen: Wie genau legst du diese fünf Nischen für dich fest?

Das ist gar nicht so kompliziert, wie du vielleicht glaubst. Du musst eigentlich nur drei Listen machen. Nimm dir dafür genug Zeit, und im ersten Durchlauf, scheue dich nicht davor, alles niederzuschreiben, was dir dazu in den Sinn kommt. Das Verfeinern kommt nachher.

Dinge, die du gerne tust

Mache im ersten Schritt eine Liste mit den Dingen, die du gerne tust. Das müssen nicht nur arbeitsbezogene Tätigkeiten sein. Du kannst hier auch Hobbys und Interessen mit einbeziehen. Schreibe mindestens 20 Dinge auf die Liste – je mehr, desto besser.

Deine Liste könnte beispielsweise folgendermaßen aussehen:

  1. Tauchen
  2. Basteln
  3. Theater
  4. Selbsthilfebücher
  5. Katzen
  6. Kolehydrate-frei Kochen
  7. Essen (Foodie)
  8. Mezcal
  9. Klettersteige begehen
  10. Comedy-Serien
  11. Listen erstellen
  12. Reisen
  13. Reisen organisieren
  14. Wald und Wasserfälle
  15. Instagram Stories erstellen
  16. Nachhaltigkeit
  17. Umwelt
  18. Australien
  19. Fotografieren
  20. Online Fotoalben erstellen

Jeder Mensch hat viel mehr Interessen als er es oft von sich selbst denkt. Manche werden mehr ausgelebt als andere, klar. Aber das Interesse ist trotzdem da, und auch wenn du sie selten tust oder selten mit ihnen in Verbindung kommst, hast du eine Affinität dafür weil sie dir Spaß machen.

Dinge, in denen du gut bist

Nur weil du die in der ersten Liste aufgezählten Dinge gerne tust, heißt das noch lange nicht, dass du darin gut bist. Und nur weil sie nicht auf dieser ersten Liste stehen, heißt es andererseits nicht, dass es nicht noch Dinge gibt, in denen du gut bist. Daher brauchen wir eine zweite Liste, in der du aufzählst, worin du gut bist. Finde hier mindestens 15 Tätigkeiten – auch hier gilt, je mehr, desto besser.

Diese Liste könnte beispielsweise so aussehen:

  1. Reisen organisieren
  2. Organisieren generell
  3. Neue Rezepte ausprobieren
  4. Landschaftsfotos
  5. Instagram Stories erstellen
  6. Zuhören
  7. Schritt-für-Schritt Pläne erstellen
  8. Listen erstellen
  9. Auswendig lernen
  10. Katze Kunststücke beibringen
  11. Geld sparen und anlegen
  12. Rabatte finden
  13. Kopfrechnen
  14. Schöne online Fotoalben erstellen
  15. Dinge erklären

Du siehst, Tätigkeiten in der ersten und zweiten Liste dürfen durchaus überlappen, müssen aber nicht. Auch in der nächsten Liste wird es höchstwahrscheinlich einige Gemeinsamkeiten geben – und auch das ist in Ordnung.

Dinge, in denen du Erfahrung hast

Jetzt kommt die dritte Liste ins Spiel. Du weißt, was du gerne tust und worin du gut bist – aber wie sieht‘s denn mit deinen Erfahrungen aus? Was könntest du einem zukünftigen Kunden anbieten, worin du garantiert aufgrund von Arbeit oder Hobbies tatsächlich bereits viel praktische Erfahrung hast, nicht nur theoretische Kenntnisse? Liste hier mindestens 8 Dinge, in denen du Erfahrung hast. Auch hier sind es meist mehr, als du denkst!

  1. 2 Jahre Projektmanagement in der Entwicklung
  2. 4 Jahre als Assistenz für Abteilungsleiter gearbeitet
  3. Seit 6 Jahren freiwilliger Helfer im Tierheim
  4. Als Werkstudent im Bereich Arbeitssicherheit und Gefahrenstoffe gearbeitet
  5. Reiseplanung der letzten 5 Jahre für die Familie übernommen
  6. 2.000 Follower auf Instagram in 6 Monaten durch private Instagram Stories
  7. 5 Jahre lange Nachhilfeunterricht für Realschüler in Englisch und Mathe gegeben
  8. 6 Monate FSJ mit Greenpeace gemacht

Das ist eine Liste nur für dich – zensiere dich dafür nicht! Auch wenn es sich vielleicht verrückt oder für potentielle Kunden uninteressant anhört, nimm es in die Liste mit auf. Du weißt nie, in welchen Kombinationen oder Fällen sich deine Erfahrungen nützlich zeigen.

Gehe hier noch tiefer und liste für die fünf wichtigsten Erfahrungen in dieser Liste die Fähigkeiten, Werte und Einstellungen, die dir dabei am meisten geholfen haben.

Für 1. und 2. wäre das beispielsweise

  • Organisationstalent
  • Betriebswirtschaftliches Verständnis
  • Neugier und Interesse am Geschehen in der Firma
  • Gut in Smalltalk
  • Spaß am Netzwerken
  • Lernwilligkeit

Führe diesen Schritt auch für die weiteren Top 5 Punkte auf dieser Liste durch.

Die Listen zusammenlegen

Nimm dir für die genannten drei Listen so viel Zeit wie du brauchst – und schreibe alles auf, was dir in den Sinn kommt. Wirklich alles. Denn wenn du sie alle fertig hast, geht es darum, sie zusammenzulegen. Denn bestimmt hast du auch schon festgelegt, dass es in allen drei Listen Punkte gibt, die zusammengehören, oder zumindest thematisch überlappen.

In unseren drei Listen wäre das beispielsweise:

  • Instagram Stories erstellen
  • Reisen planen
  • Online Fotoalben erstellen

Immer wieder kommt auch das Thema Organisation und Planen vor (Listen erstellen aus Liste 1, Organisieren und Reisen Planen aus Liste 2, Assistenz und Organisationstalent aus Listen 3 und 4) – für VAs natürlich unerlässlich.

Du siehst, es gibt so einige Themen, die du gerne machst, in denen du gut bist und in denen du Erfahrung hast.

Vergleiche diese nun mit den Tätigkeiten, die VAs tagein, tagaus für ihre Kunden erledigen. Diese Liste ist lang. Seeeeehr lang. Hier kannst du dir eine Liste an 101 Tätigkeiten kostenlos als PDF herunterladen, um einen Überblick zu erhalten was alles möglich ist.

Lies sie dir nochmal durch und markiere mit einer Farbe die Tätigkeiten, die mit den überlappenden Themen deiner drei Listen übereinstimmen – hier beispielsweise

  • Social Media Management, vielleicht auf Instagram beschränkt
  • Reisebuchungen
  • Broschürendesign (nicht ganz das gleiche wie Fotoalben, aber ähnlich und von den Kenntnissen her ausbaubar)

Und schon hast du deine potentiellen Nischen gefunden.

Diese kannst du wie gesagt wenn notwendig ergänzen, anpassen, ausbauen, oder sogar weiter spezialisieren. Und nur weil sich manche Tätigkeiten nicht auf allen drei Listen wiederfinden, heißt das noch nicht, dass sie nicht als Nischen geeignet sind.

Die drei Listen sollen dir nur ein Wegweiser dazu sein, worin du dich vertiefen könntest. Glück, Gelegenheit und die Erfahrung, die du im Laufe der Zeit aufbaust, spielen ebenso eine Rolle in deinem Werdegang als VA, und werden deinen Weg alle auf unterschiedliche und oft unvorhergesehene Weise gestalten.

Aber für den Start sind diese potentielle Nischen ein guter Weg um anzufangen.

Für mehr Informationen zum Start als VA, lade dir meinen kostenlosen VA-Leitfaden herunter. Darin gehe ich auf die Basics der Virtuellen Assistenz und wie du dein VA-Business starten kannst ein:

1. Wer stellt VAs ein – und warum?
2. Typische Aufgaben & Tätigkeiten von VAs
3. So findest du deinen ersten VA-Kunden
4. Typische VA-Programme

Trage dich einfach hier ein und erhalte den Link zum Download mit einem Klick.

Ich drücke dir ganz fest die Daumen für deinen Start in die Virtuelle Assistenz.
Deine Pia

PS: Ich hab’s geschafft – warum nicht auch du?